Samstag, 27. Februar 2016

Frisöre, Tunfisch & schnelle Autos

Es war wieder so weit - die Haare zu lang, das Wohlbefinden somit, nun ja, kurz. Ich würde den Weg zum Salon antreten müssen, den beschwerlichen Weg. Beschwerlich nicht wegen der Kürzung der Haarpracht, beschwerlich ob der sprachlichen Herausforderung, der ich mich erneut würde stellen müssen.


Die nachgerade, Sie erlauben, haarsträubende Kreativität derer, die sich mit der Dienstleistung der Haar-Bearbeitung an das unschuldige Publikum wenden, sie ist inzwischen hinlänglich bekannt. Vier Haareszeiten werden geboten, Haarmonie versprochen, Haargenau wird gearbeitet. Haart, aber hairzlich, möchte man ergänzen. Nun Mut gefasst, ich stellte mich dem Ö!

Vom Coiffeur zum Friseur zum Frisör

Da prangte es auch schon, das ungeliebte Ö. Ihr Frisör! Die Überanpassung, die nationale Unverschämtheit, die orthographische Kapitulation. Bewahrte das Deutsche zunächst noch die landesübliche Endung eines im Französischen eher ungebräuchlichen Wortes (friser ~ kräuseln), so nahm die auch im Sprachlichen so genannte Integration ihren Lauf: was nach 'ö' klingt, wird auch mit 'ö' geschrieben. Als ich im Geschäft noch die 'Ablage für Ihr Portmonee' entdeckte (hier flunkere ich), wusste ich, dass es Zeit ist für mich zu gehen. Nee, so goes that not!

Zur Beruhigung ins Restaurant

In der Nähe entdeckte ich einen Italiener und kehrte frohen Mutes ein. In Gedanken noch beim zumutigen Portmonee schlug ich die Speisekarte auf ... und erschrak. Spagetti wurden feilgeboten, wahlweise mit Tunfisch oder Schikoree. Verzweiflung fasste mich an. Ein Komplott? Wir seien schließlich in Germania, erläuterte der Inhaber. Diese Nudeln, ich würde sie nicht essen, so viel stand fest. Dieses Gemüse nicht, nicht diesen Fisch. So erbost wie boshaft bestellte ich kess einen Chianti ('Tschianti'). Ha! 'Chianti' würde es heißen, mit 'k', klärte mich der Inhaber mit überlegenem Lächeln auf. Ach so!

Schnell in den Zoo

Die Nerven, Sie verstehen, lagen knapp vor blank. Den Tag hatte ich frei, so beschloss ich, einmal wieder den Tierpark zu besuchen. Ich bestellte ein Taxi - mit Schofför, lächelte ich maliziös in mich hinein -, erzählte der sehr irritierten Fahrerin von Lambordschinis und Zuttschini und stand nach der Vorbeifahrt an Haireinspaziert und cHaarMant am Eingang des Zoos. Ich traute meinen Augen nicht. Elefanten seien kürzlich geboren, hieß es auf Hinweisschildern. Ein Panter könne angeschaut werden. Neu sei das unbedingt sehenswerte Delfinarium. Help! Kurz überlegte ich, mich in meiner Not an die sympathisch daherkommende Verkäuferin in der Imbiss-Bude zu wenden, die ganz in der Nähe aufgeschlagen hatte. Als ich das Schild 'Pommes mit Ketschup' jedoch sah, lachte ich wirr auf. Ob ich Hilfe benötige, fragten mich besorgte Passanten. Ja, dachte ich - sagte höflich nein ... und ging meiner Wege.

Deutsches im Englischen

Ob es andere Nationen auch so handhaben, fragte ich mich nervös auf dem Heimweg. Sehr viele deutsche Worte finden sich beispielsweise im Englischen. Kindergarten, Rucksack, der missliebige Blitzkrieg, das Lied. Oder lacht der anglo-amerikanische Sprachraum voller Schadenfreude über diesen deutschen Anpassungs-Zeitgeist? Wus glowben Zee? Das Telephon, by this way, gilt als Wort inzwischen als solchermaßen integriert, dass es nicht einmal mehr mit 'ph' geschrieben werden darf.


Ausblick

Im nächsten Sprach-Salon möchte ich Ihnen Januswörter vorstellen, falsche Freunde einführen und ein paar Worte zu Auslassungspunkten zum Display bringen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen